Birgit Grünwald – im Gespräch

Zitate: Birgit Grünwald, Text: Anne Lück. Potsdam, September 2022.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – heißt es. Bei den Werken von Birgit Grünwald fällt dies leicht: es kommen einem sofort Begriffe in den Sinn wie „Farbenfreude“, „Lebenslust“, „Schönheit der Natur“, „kraftvoll“, „ausdrucksstark“, „intensiv“, „schwungvoll“, „individuell“.

Ich bin Potsdamerin und hier aufgewachsen. Fast mein halbes Leben lang male ich sehr gerne. Ich liebe es, meinen Gefühlen mit Materialien wie Kreiden, Aquarell-, Öl- oder Acrylfarben in verschiedenen Motiven mit den Farben Ausdruck zu verleihen.

„Landschaft mit Bäumen“, Mixed Media (Kreiden und Aquarell) auf Zeichenpapier, 40×30 cm

Aber es gibt noch eine Geschichte hinter den Bildern, die man wissen muss, um sie darin zu erkennen. Die Malerin Birgit Grünwald leidet seit Jahren unter starken Schmerzen. Viele der Bilder, die hier zu sehen sind, sind im Liegen entstanden, weil die Schmerzen anders unaushaltbar waren.

„Landschaft im Norden II“, Pastell-Ölkreiden auf Zeichenpapier, 40×30 cm

Ihre Beziehung zur Kunst entstand während eines Krankenhausaufenthalts. Während eines langen, einsamen Wochenendes gab ihr jemand Pastellölkreiden und Papier und Birgit Grünwald begann, zu zeichnen. Als der Arzt am Wochenanfang zur Visite kam, blickte er auf die Bilder und sagte: „Das sollten Sie unbedingt beibehalten“. 

Birgit Grünwald hat ihn beim Wort genommen. So entstanden über die Jahre viele hunderte Bilder unterschiedlichster Techniken und Formate, denen gemeinsam ist, dass sie das Leben in seiner Fülle und Schönheit zelebrieren.

„Die ruhende Katze“, Pastell-Ölkreiden auf Zeichenpapier, 40×30 cm

Es gab gute Zeiten, wo Birgit Grünwald im Stehen an der Staffelei große Ölgemälde malen konnte. Es gab aber auch schlechte Zeiten, wo die Kraft kaum dazu reichte, den Pinsel zu halten.

Zu Malen habe ich in schlechten gesundheitlichen Zeiten begonnen. Heute geben mir Farben und Formen Entspannung, Halt und Freude.

Die meisten meiner Kreidearbeiten sind unter starken körperlichen Schmerzen entstanden. Aber auch in guten Momenten verspüre ich Lust, zu malen. Motive finden sich in fast überall, gerne auch in Potsdam und Umgebung.

Das Besondere an ihren Werken ist, dass je schlechter es ihr ging, desto dringlicher wurde ihr inneres Bedürfnis, ihre Sehnsucht nach den Farben draußen auf dem Blatt einzufangen: sich während des Malens vorzustellen, dort zu sein: am Meer, auf der Wiese mit ihrem Hund, unter Bäumen, im Babelsberger Park oder auf dem Ruinenberg. Die Jahreszeiten draußen zu erleben, in der Natur aufzutanken und in den Moment einzutauchen, selbst wenn man eigentlich gerade ganz woanders ist.■

Vielleicht können meine Bilder Mut und Inspiration auslösen, es mal selbst auszuprobieren!

Das würde mich sehr berühren.

Birgit Grünwald

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