
Tethyskind – im Gespräch
Text:Tethyskind / Sarah Mulch. März 2023.
„Welche Farben sehen Sie in Ihren Träumen?“ Als meine Kunsttherapeutin diese Frage stellte, traf es mich wie ein Blitz. Die extremen Alpträume, die mich allnächtlich heimsuchten, waren nicht nur erschreckend, bedrückend, bedrohlich und verstörend. Alle Farben darin waren wie mit einem dreckigen Grau gemischt.
Ständig war ich im „fight or flight“-Modus gefangen. In meinem Kopf wirbelte es ständig grau in grau.
Tethyskind
Das erklärte auch, dass ich im Wachen nach Farben hungerte. Es war Herbst und ich hatte seit Monaten das Haus kaum verlassen können. Long-Covid hatte mich aus dem Leben gerissen, mir die Freude geraubt und mich neben körperlichen Symptomen auch mit einer Angststörung bedacht. Ständig war ich im „fight or flight“-Modus gefangen. In meinem Kopf wirbelte es ständig grau in grau.

Die Kunsttherapie brachte die Wende. Schon zu Schulzeiten hatte ich gerne gemalt, doch Jahrzehnte lang lagen die Pinsel still im Regal.
Mein Bild zeigte, was ich mir am meisten wünschte. Freiheit, Weite und viel Farbe.
Tethyskind
Als ich in meinem Körper und dem Angststrudel gefangen dann Aquarellfarben und Papier vor mir liegen sah, war es wie Magnetismus. Beherzt tunkte ich den Pinsel in die Farben, nach denen meine Seele am meisten verlangte und das erste Mal war um mich alles still. Ich war im Flow.
Mein Bild zeigte, was ich mir am meisten wünschte. Freiheit, Weite und viel Farbe.

Seit dieser ersten Kunsttherapiestunde hat sich viel verändert. Es lag zwar noch ein langer Weg der Gesundung vor mir, aber die Kunst ist auch nach der Therapie geblieben.
Wann immer der Hunger nach Farben da ist, kann ich ihn stillen. Wann immer in mir eine stürmische See tobt, kann ich sie auf Papier bringen. Und ein paar Vögel dazu malen, die mich wieder in ruhige Lüfte tragen.■